Technische Überwachung

Liebe Leserinnen und Leser,

der Anlagenlagensicherheitsreport 2023 erscheint vor dem Hintergrund einer angespannten sicherheitspolitischen Lage. Der Krieg in der Ukraine dauert an und die weltpolitischen Krisen nehmen insgesamt eher zu als ab. Darauf müssen sich die Betreiber überwachungsbedürftiger Anlagen, von denen viele zur kritischen Infrastruktur gehören, einstellen und ihre Sicherheitskonzepte überprüfen. Das gilt besonders für den Schutz vor Cyberangriffen. In der Ukraine finden die Kämpfe nicht nur auf dem Schlachtfeld statt, sondern auch im Internet. Die Auswirkungen spüren wir auch in Deutschland, wenn Rüstungsunternehmen, Werften oder Industrieunternehmen attackiert werden. Laut einer Studie des TÜV-Verbands war in Deutschland im vergangenen Jahr gut jedes zehnte Unternehmen ab 10 Mitarbeitenden von einem IT-Sicherheitsvorfall betroffen. Die Frage ist heute nicht mehr, ob es ein Unternehmen trifft, sondern wann. Damit rückt neben der Abwehr von Cyberangriffen auch der richtige Umgang mit den Vorfällen in den Fokus.

Nachdem wir als Zugelassene Überwachungsstellen schon sehr lange auf die Risiken hingewiesen haben, hat sich jetzt auch regulatorisch etwas getan. Seit Jahresanfang sind die Betreiber überwachungsbedürftiger Anlagen verpflichtet, auf Basis einer aktuellen Gefährdungsbeurteilung technische und organisatorische Maßnahmen für den Schutz vor digitalen Angriffen umzusetzen. Die Sachverständigen der ZÜS werden die Prüfungen in diesem Bereich jetzt schrittweise ausweiten. Daneben wird die Cybersicherheit mit der bereits verabschiedeten Maschinenverordnung und dem Cyber Resilience Act endlich fest im Produktsicherheitsrecht der EU verankert. Bis diese Vorgaben ihre volle Wirkung entfalten können, wird es allerdings noch einige Jahre dauern. Es ist also weiterhin die Eigenverantwortung der Hersteller und Betreiber gefragt.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Beschleunigung der Energiewende. Neben dem Ausbau von Windkraftanlagen, Solarparks oder Biogasanlagen nimmt der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur Fahrt auf. Neben den entsprechenden Leitungssystemen werden in den kommenden Jahren zahlreiche Lageranlagen und Tankstellen für Wasserstoff ertüchtigt oder neu errichtet. Diese Transformation gelingt nur, wenn wir Vertrauen in den sicheren Umgang mit diesem hochexplosiven Gas aufbauen können. Dazu gehört auch, die Regulierung „H2 ready“ zu machen. Das technische Know-how für den Wasserstoff-Hochlauf ist in Deutschland vorhanden. Als Sachverständige setzen wir hier weiter auf ein gutes Zusammenspiel mit Forschungseinrichtungen und den Betreibern in der Industrie. Unser Ziel ist es, den Umbau zu einer klimafreundlichen und sicheren Energiewirtschaft zu begleiten und damit den industriellen Kern in unserem Land dauerhaft zu erhalten.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihr

Dr. Joachim Bühler
Geschäftsführer TÜV-Verband e. V.

Ansprechpartner

Claudia Tautorus
TÜV-Verband e. V.
Leiterin Industrie und Anlagentechnik
T +49 30 760095-420
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